Der Aeschbach-Titel erinnert an Grusskarten, die man ab dem 30. Geburtstag geschenkt bekommt und die meist nur der Absender witzig findet. Dennoch trifft die ehemalige Schweizer Boulevard-Journalistin Silvia Aeschbach damit den Nerv. Denn für das Älterwerden gibt es keine Vorbereitung. Vor allem wenn man sich als Frau doch noch immer so viel mehr über das Gefallen wollen definiert. Was passiert, wenn Frauen sich mit zunehmenden Alter auf der Attraktivitätsskala nach unten runzeln, beschreibt die 55-Jährige Journalistin an ihrem eigenen Leben und 13 weiteren Frauenporträts. Unseren gesellschaftlichen Voyeurismus befriedigt das bestens, störend finden wir nur, dass die porträtierten Frauen fast ausnahmslos erfolgreiche Frauen sind. Ermutigend, aber nicht mutig.
Silvia Aeschbach. Älterwerden für Anfängerinnen, Wörterseh, 2016
Wer mehr Lust auf Tiefgang, hat versucht es dann doch mit Ruth Schweikerts ambitionierten, aber nicht ganz geglückten Familienroman «Wie wir älter werden». Die über sieben Jahrzehnte ausgebreitete Geschichte zweier unheilvoll miteinander verstrickten Familien ist etwas gekünstelt geraten. Denn Schweizer Literaturpreis 2016 gab es trotzdem.
Ruth Schweikert. Wie wir älter werden, S. Fischer Verlag, 2015