I don't care!Mein Körper geht euch nichts an

Wenn sich andere Menschen an deinem Körper stören ist das zur Förderung der Bodypositivity in unserer Gesellschaft sehr kontraproduktiv, auch für das eigene Selbstvertrauen ist es nicht wirklich förderlich und zusätzlich einfach eine Frechheit. Wie kann es also sein, dass sich Menschen mehr ab meinem Körper stören als ich mich selbst?

Mein Koerper geht euch nichts an

Seit meinem 10-monatigen Aufenthalt in Alaska, ist mein Körper nicht mehr derselbe. Davor, war ich dünn. Ich hatte zwar einen beachtlichen Hintern und ziemlich grosse Brüste, aber ich hatte das genetische Glück einen flachen Bauch und dünne Beine zu haben. Dann, mit knapp 17 Jahren, entschied ich mich in ein Land zu gehen, welches bekannt ist für die übergewichtige Bevölkerung. Nun ja, ich durfte schnell feststellen, wieso dies der Fall ist.

Nach kurzer Zeit in Alaska habe ich festgestellt, dass ich meine ungesunden Gewohnheiten, welche ich in der Schweiz auch hatte, nicht so simpel weiterführen konnte. Konnte im Sinn von: Es hatte grössere Konsequenzen für meinen Körper. Nicht, dass mich dies vom Süssigkeiten essen abgehalten hätte. Dafür gibt es verschiedene Gründe: Das Süssigkeiten-Sortiment in den Staaten übertrifft unseres bei weitem und man kann bis 23:00 Uhr seinen Craving bei Walmart nachgehen.

Zudem hatte ich eine neue Lieblingssüssigkeit entdeckt, nämlich Red Vines, welche aus Maissirup (also eigentlich flüssigem Zucker), ein wenig Mehl, künstlichem Aroma und Zitronensäure bestehen. Ich habe das Zeug genascht als gäbe es kein Morgen. Naja, ich bin dann auch dementsprechend schnell aufgegangen wie ein Ofechüechli.

Dann hat jedoch die Basketballsaison begonnen, und mit 2 Stunden Training täglich purzelten die Kilos wie von selbst. Gut, mein Körper war wieder der, den ich 17 Jahre lang kennen und lieben gelernt hatte, wenn nicht sogar noch ein wenig fitter und durchtrainierter. Schade war nur, dass die Basketballsaison nach knapp 4 Monate wieder vorbei war, und ich danach noch gut 4 Monate in Alaska hatte.

Anscheinend war mein Körper in den Augen anderer nicht mehr so schön wie noch vor einigen Monaten. Das war für mich komisch, weil ich ihn selbst im Spiegel nicht hässlich fand.

Wer hätte es gedacht: ich ging wieder auf. Und das war für mich nicht sonderlich schlimm oder bemerkbar. Ich hatte mich mit meinen Kurven angefreundet. Bis dann eines Tages jemand meinte: «Woah, du hast aber gut zugelegt!» und es war kein Kompliment. Nein, meine Gewichtszunahme war so überraschend und negativ, dass ich nicht wusste wie ich damit umgehen sollte.

Anscheinend war mein Körper in den Augen anderer nicht mehr so schön wie noch vor einigen Monaten. Das war für mich komisch, weil ich ihn selbst im Spiegel nicht hässlich fand.

Dann habe ich aber trotzdem begonnen, mir Mühe zu geben, um wieder abzunehmen. Ich habe jeden Abend Workouts gemacht und steigerte mich mehr und mehr in die Idee rein, ich müsse vor meiner Rückkehr wieder gleich aussehen wie vor meiner Abreise. Und ich tat es auch fast.

Ich hatte jetzt zwar kurze Haare und war gewachsen, aber ich hatte nur ein paar Kilos mehr auf den Hüften. Trotzdem: Eine der ersten Reaktionen meiner Mutter und Grossmutter war es, mich auf mein Gewicht anzusprechen: «Deine Beine sind aber doch eher dick geworden, meinst du nicht?» Worauf dann von meiner Grossmutter schnell ein «aber es steht dir schon gut!» folgte.

aber was den Leuten wirklich auffiel, war nicht meine ganz persönliche Veränderung, nein, meine Beine stachen ihnen ins Auge.

Also, nochmal zum rekapitulieren: Ich war 10 Monate in einem anderen, mir fremden Land, habe mich bei einer komplett fremden Familie eingelebt, habe Freundschaften geschlossen, musste damit leben meine Familie und Freunde 10 Monate lang nicht zu sehen, aber was den Leuten wirklich auffiel, war nicht meine ganz persönliche Veränderung, nein, meine Beine waren es, die alles ins Auge stachen.

Ich selbst hasse meinen Körper nicht, ganz zur Überraschung meiner Verwandten in Kroatien und in der Schweiz. Die letzten zwei Sommer durfte ich mir oft anhören wie «fest» oder gar «mollig» ich doch geworden sei. Für mich war und ist das Schwachsinn. Ja, ich bin nicht mehr so dünn wie ich es vor 2 Jahren war, aber ich bin auch viel glücklicher geworden und habe ein Selbstvertrauen und Selbstbewusstsein wie ich es noch nie hatte. Zudem bin ich bei weitem nicht so dick wie es mich andere glauben lassen zu sein.

Trotzdem lassen diese Kommentare Gedanken spriessen, die ich lieber nicht hätte. Sie verleiten einen dazu, sich mit anderen zu vergleichen. Ich bin die Kurvigste in meinem Freundeskreis und das ist okay, denn meine Freunde liessen mich nie glauben mein Körper wäre weniger schön als noch vor meiner Verwandlung in eine Frau.

Meine Freunde gaben mir nur Komplimente für meine grossen «Tötts» wie es meine gute Freundin Zoe gern sagt, oder meinen «Bubble Butt». Wie kann es also sein, dass ich trotzdem ein schlechtes Gewissen habe, wenn ich vor gewissen Leuten etwas Süsses esse?

Ich bin nicht dick. Ich bin auch nicht übergewichtig. Ich bin sehr stark und habe viele Muskeln, klar habe ich auch «Fett» vorzuweisen, aber ich finde meinen Körper nicht störend. Warum interessieren mich die Meinungen andere Leute dann trotzdem? Nicht im Sinne, dass ich hören will, dass sie meinen Körper schön finden, nein, ich will ihnen einfach keinen Grund geben irgendwelche negativen Kommentare zu meinen Oberschenkeln zu machen.

Und hier kommt mein Punkt: Man darf anderen Menschen niemals einen Floh ins Ohr setzen, wenn es um ihre Körper geht! Wir haben dank den vielen Medien ein extrem verzerrtes Bild von Schönheit, auch wenn wir wissen, dass sehr vieles davon nicht real ist.

Klar, wenn man sieht, dass jemand wirklich gesundheitliche Probleme hat und es nicht merkt, darf man der Gesundheit wegen vielleicht probieren die Person zu einer besseren Ernährung und Sport zu animieren, aber ihr zu sagen ihr Körper sei nicht schön oder bedarf weniger M&M’s weil er nicht dem Ideal von Instagram entspricht ist nicht nötig.

Ich selbst habe kein Problem mit meinem Körper, dann darfst auch du keins mit meinem haben!

Titelbild: Natalia Kuprova / iStock, @sinaschmidic/Instagram

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