Nieder mit dem Neid!Warum wir einander mehr gönnen sollten
Nur weil etwas nicht für dich ist, heisst es nicht, dass es gegen dich ist. Viel zu häufig sehen wir den Erfolg, die Schönheit oder das Glück anderer als unser Leid, wenn wir doch viel lieber mal einfach gönnen und andere in Ruhe lassen würden.
Vor ein paar Monaten war ich mit einer Gruppe junger Leute unterwegs. Wir haben darüber geredet, dass sich viele von ihnen, vor allem auf den Sozialen Medien, verurteilt fühlen. Sie merken, wie andere oft negative Kommentare über sie abzugeben haben und auch sonst der Hass die konstruktive Kritik ersetzt. Sie erwähnten wie wichtig es ihnen sei, andere Menschen um sich herum zu haben, die nicht konstant neidisch oder fies über andere oberflächlich urteilen.
Eine kurze Zeit später, als wir gemeinsam einen Instagram-Account eines jungen Mannes betrachteten, der zugegeben ein wenig protzend all seine Reichtümer präsentierte, sprachen aber viele mit spitzen Zungen auf den Herrn herab: «Er macht das sowieso nur, um zu zeigen was er hat» «Der Arbeitet nie, er macht nur Party» etc. Kurz zusammengefasst: Sie sprachen genauso respektlos über den jungen Mann wie sie es selbst kennen und kurz zuvor verpönten.
Wieso schreibe ich nun diese Anekdote nieder? Weil sie vieles aufzeigt.
Erstens: Es geht vielen gleich. Sie fühlen sich verurteilt und von anderen abgestempelt ohne dass diese Menschen sie richtig kennen. Die Sozialen Medien sind dafür da zu präsentieren was man gerne macht, wer man ist und was man hat. Klar gibt es verschiedene Möglichkeiten dies schlussendlich zu tun, aber wer hat das Recht darüber zu urteilen wie es ein Individuum macht?
Allgemein, nicht nur in den Sozialen Medien, sollten wir uns zweimal überlegen was für Aussagen wir machen und welche Urteile wir fällen. Mehr Empathie und der Versuch jemanden zu verstehen würde allen guttun.
Zweitens: es gibt sehr viele Scharlatane unter uns und diese sollte man zurechtweisen. Ein altbekanntes Sprichwort besagt «Was du nicht willst, dass man dir tut, das füg’ auch keinem andern zu». Im heutigen sozialen Klima sollte man sich besinnen und mehr daran festhalten.
Es gibt einen grossen Unterschied zwischen konstruktiver Kritik und Hass, man muss ihn aber zuerst erkennen. Wenn wir nicht wollen, dass andere uns verurteilen, dann sollten wir es auch nicht tun. Das Mind-Set «Leben und leben lassen» besagt nicht, dass alles gleichgültig an uns vorbeiziehen soll, sondern dass wir nicht grundlos auf anderen herumhacken sollen.
Und zu guter Letzt: Das Glück anderer zeigt nicht den Mangel des eigenen Glücks. Lieber sollten wir uns für andere freuen, die etwas erreicht haben oder etwas geniessen dürfen. Nicht nur weil wir es im Gegenzug auch erwarten, sondern einfach weil es das moralisch Richtige ist.
Es fängt bei den einfachen Dingen im Leben an und endet bei den ganz schwierigen. Ob es das Gratulieren zu einer guten Schulnote der besten Freundin ist, auch wenn man selbst eine 2.5 hatte, oder das Gönnen der neu gefundenen Liebe eines Ex-Freundes: Nicht ändert etwas an meinem eigenen Glück.
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