Love sucksFernbeziehung über 9000 km

Sonne, Schnaps und Single sein. Das war der Plan. Hat funktioniert. Bis zum letzten Abend. Denn da war ER plötzlich. Und dort ist er noch. Single sind wir seitdem nicht mehr, aber trotzdem immer wieder allein. Codewort Fernbeziehung – von Zürich nach Kapstadt und zurück.

Frau steht am Flughafen und blickt auf ein Flugzeug.

Wäre ich in diesen Flieger nach Südafrika gestiegen, wenn ich gewusst hätte, was ich heute weiss? Diese Frage plagt mich in den schwierigen, den einsamen Momenten meiner Fernbeziehung. Wenn ich mal wieder ohne Begleitung auf die Hochzeit einer Freundin gehe, zum Beispiel. Oder abends allein im Bett liege. In diesen Momenten flüstert etwas in mir: «Love Sucks», Liebe ist scheisse. Aber eben nur in diesen.

Ich habe es mir nicht ausgesucht, mich in den Ferien in einen Mann aus Kapstadt zu verlieben. Und das auch noch am Valentinstag. Ohne Witz. Dass aus einer vermeintlichen Urlaubsliebe eine Fernbeziehung über 9'000 Kilometer wird, hätte ich auch nicht erwartet. Ich hätte jeden anderen belächelt, der es probiert. Aber jetzt bin es nun mal ich. Punkt.   

Natürlich ist es nicht einfach, eine Beziehung zu führen, die von einer funktionierenden Internetverbindung abhängig ist. Eine Beziehung, die alle Ersparnisse verschlingt, weil es leider keine wohltätige Fernbeziehungs-Airline gibt. Eine Beziehung, die für meine Freunde irgendwie nicht real ist, weil ich immer alleine erscheine.

Trotzdem. Die Gefühle sind echt. Und wenn man das mal begriffen hat, fängt man eben an, gemeinsame Ziele zu stecken. Man muss daran arbeiten, die Distanz irgendwann zu überwinden. Hat seine Firma vielleicht einen Standort in der Schweiz? Könnte ich in seinem Land eine Stelle finden? Oder sollen wir gemeinsam neu anfangen? Fragen über Fragen die nur auf eines rauslaufen: Einen Weg aus der Fern- in eine Nahbeziehung zu finden. Denn auf ewig sind virtuelle Küsse via Skype und Herzchen auf der Facebook Pinnwand einfach nicht genug.

Ein Testlauf für die Liebe: Von der Fernbeziehung in den Alltag

Da ich zwar verliebt, aber nicht blauäugig bin, habe ich mich für einen Testlauf entschieden. Klingt unromantisch, war es aber nicht. Ich habe einfach meine Zelte in der Heimat nicht ganz abgebrochen, sondern eher zusammengefaltet. Für ein halbes Jahr. Denn ein Jahr nach unserer ersten Begegnung hatte ich meinen Studienabschluss in der Tasche und konnte, dank guter Planung, zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen: Sechs Monate Praktikum in Kapstadt für den Lebenslauf und gleichzeitig Einsicht in das Leben mit ihm und am anderen Ende der Welt.

Ich muss zugeben: Der Sprung ins kalte Wasser, also von der Fernbeziehung in den gemeinsamen Alltag, hat mir zuvor schlaflose Nächte bereitet. Fast wäre ich nicht in den Flieger gestiegen. Aber ich bin und das war gut so.

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Denn nur so konnte ich herausfinden, dass das Leben mit ihm toll ist, die Umstände in Südafrika aber nicht für mich gemacht sind. Man soll mich nicht falsch verstehen. Das Land, das dank Nelson Mandela seit 20 Jahren endlich demokratisch regiert wird, ist definitiv ein Paradies. Für Urlauber. Zum Leben bietet es mir jedoch nicht genügend Sicherheit. Und damit meine ich nicht mal die alltäglichen Überfälle oder Taschendiebstähle, mit denen ich auch Bekanntschaft gemacht habe. Südafrika kämpft leider mit korrupten Politikern und unfähigen Beamten, deren Handlungen unberechenbar sind. Will heissen, auch wenn Du alle Regeln befolgst, kannst Du Dich nicht darauf verlassen, dass Dir am Ende Gerechtigkeit wiederfährt. Mir persönlich zog das den Boden unter den Füssen weg und ich wünschte mir nichts sehnlicher, als meine Beine unter die Arme zu nehmen und nach Hause, in die rechtschaffende Schweiz, zu rennen. Liebe hin oder her.

Er hat mir mein Hadern angesehen und verstanden. «Was nun?» habe ich gefragt. «Weiter kämpfen» hat er geantwortet.

Und das tun wir. Im Moment läuft Testrunde zwei: Er ist hier. Erst mal nur für ein paar Monate. Aber Europa gefällt ihm. Ob die Schweiz zur Heimat werden könnte ist noch unklar. Doch selbst wenn nicht, gibt es ja noch andere, neue Ufer, zu denen wir gemeinsam aufbrechen können.

Wichtig ist: Wir haben uns einen Boden geschaffen, der auf Vertrauen basiert. Vertrauen in unsere Liebe und darauf, dass es immer einen Weg geben wird. Kompromisse gehören dazu. Tiefpunkte ebenfalls. Aber Aufgeben steht schlicht und einfach nicht auf dem Programm.

Und ganz ehrlich: Jedes Mal, wenn ich ihm irgendwo auf der Welt in die Arme falle, weiss ich: Natürlich wäre ich in den Flieger gestiegen, auch wenn ich es vorher gewusst hätte! Denn nur er sieht mich so an. Nur er. Punkt.

Foto: iStock, Thinkstock

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