GELD ODER LIEBE?Frauen wollen reiche Männer
Beim Geld hört die Freundschaft auf. Oder fängt hier die Liebe gerade erst an? Fakt ist: Ohne Geld geht - auch in der Liebe - gar nichts. Denn es macht Männer attraktiv und Frauen abhängig. Das war schon damals so – und ist heute kaum anders.
Frauen wollen reiche Männer. Auch wenn es heute keiner mehr glauben mag, hat dieses Klischee selbst durch die Emanzipation kaum an Gültigkeit verloren. Laut einer aktuellen Umfrage des Partnerportals Elitepartner können sich nur 30 Prozent der Frauen vorstellen, mit einem Mann zusammen zu sein, der weniger Geld verdient als sie selbst. Und die Männer? Sie übernehmen tatsächlich (noch immer) gerne die Rolle des Versorgers. Für rund 70 Prozent ist es in Ordnung, wenn die Frau deutlich weniger Geld verdient.
Frauen und Geld: Wo die Emanzipation auf der Strecke blieb
Wenn sich Frauen noch immer Männer mit einem gefüllten Bankkonto wünschen, scheint die Emanzipation wenig bewegt zu haben. Oder was ist aus den starken Frauen geworden, die selbst ihren Mann stehen und eigenes Geld der finanziellen Abhängigkeit vorziehen? Böse Zungen behaupten, es gäbe diese Frauen und diese Finanzen gar nicht. Wieder andere hinterfragen solche Klischees hingegen genauer und kommen zu einem überraschenden Ergebnis: Danach sei nämlich gerade die Emanzipation, die Frauen noch immer zu diesem Wunsch nach finanzieller Absicherung durch einen Mann treibt. Warum? Weil Frauen, die beides wollen Kinder und Karriere, häufig auf einen finanzstarken Partner angewiesen seien. Und zwar nicht, um daheim am Herd bleiben zu können, sondern um genau das Gegenteil zu tun: Frauen bräuchten ein finanzielles Fundament, um überhaupt einem Beruf nachgehen zu können.
Niedrigere Löhne für Frauen, der Ausfall durch die Babypause und die zeitlichen Einschränkung danach machen es für Frauen auch in der reichen Schweiz tatsächlich nicht zu einer Selbstverständlichkeit durch eigene Arbeit ihr eigenes Geld zu verdienen. Oft fliessen die Gehälter von Frauen unmittelbar in die Kinderbetreuung oder in eine Haushaltshilfe. Die Rechnung endet dann plus/minus Null, das gelebte Geld bringt der Gatte nachhaus. Insofern hinkt das Klischee: Frauen ruhen sich nicht zwingend auf dem Geld Ihrer Männer aus, sondern es macht es ihnen manchmal überhaupt erst möglich, selbst welches zu verdienen.
Nichts desto trotz sind Frauen wie Männer noch immer in den alten Familienrollen gefangen. Dass Männer zuhause bleiben und für Kinder und Haushalt sorgen, während die Frau arbeiten geht, passiert beinahe so häufig wie man auf der Strasse einen rosa Elefanten trifft. Und trifft man ihn, hält man ihn für seltsam.
Reden ist Gold
Emanzipation her, Abhängigkeit hin, irgendwie wundert man sich als potentielle Romantikerin, das Geldfragen überhaupt etwas mit Gefühlen zu tun haben. Sollte es in einer Beziehung nicht ums Herz, statt ums Konto gehen? Ja, sollte es. Und tut es auch. Oft geht es in Konflikten und Fragen rund ums Thema Geld nämlich gar nicht um nüchterne Zahlen, sondern um Gefühle, Ängste oder Bedrohungen, die sehr eng mit dem Thema Geld zusammen hängen. Geld-Konflikte gehen insofern ans Eingemachte, als sie indirekt Bereiche, wie Freiheit und Macht berühren. Doch gerade diese Attribute sind auch in modernen Beziehungen nicht weniger wichtig geworden. Paradoxerweise ist auch dies ein Resultat der Emanzipation: Denn dadurch, dass Frauen arbeiten gehen und so gut es geht ihr eigenes Geld verdienen, ist auch ihre Forderung nach Autonomie gewachsen. Und damit schliesst sich der Kreis: Geld ist ein Mittel der Freiheit und Eigenständigkeit. Und genau darum geht es in den meisten Konflikten.
Zahlungskraft = Manneskraft?
Es sind aber nicht allein Frauen, für die Geld eine wichtige Rolle in der Beziehung spielt. Eine Studie der Cornell University in Ithaca kam zum Ergebnis, dass sich die wirtschaftliche Situation eines Paares auf das Treueverhalten des Mannes auswirkt. Laut Studie sind Männer, die finanziell von ihrer Frau abhängig sind, durchschnittlich bis zu fünf Mal häufiger untreu, als Männer, die mehr Geld verdienen, als ihre Partnerin. Erklärt wird dieses Ergebnis damit, dass Männer sich durch ihre finanzielle Unterlegenheit unmännlich und herabgewürdigt fühlen und sich deshalb einen Kanal suchen, um ihre Manneskraft auf anderem Wege unter Beweis zu stellen. Den Untersuchungen zufolge hatte die finanzielle Abhängigkeit für Frauen übrigens den gegenteiligen Effekt. Frauen, die von ihrem Mann abhängig waren, gingen rund 50 Prozent weniger fremd als Frauen, die ihrem Partner wirtschaftlich ebenbürtig sind.
Beziehungskonflikt: Geld trennen oder teilen?
Der Mann will Versorger sein, die Frau freut es, wenn der Mann fähig ist diese Rolle zu erfüllen. Diese tief verankerten Rollenmuster prallen heute jedoch auf die emanzipierten Verhältnisse der modernen Gesellschaft und erzeugen damit reichlich Konfliktpotential. In jeder fünften Beziehung sorgt das liebe Geld für Streit. Das ist Fakt. Aber was ist die Lösung? Das Geld trennen oder teilen? Versorgen lassen oder selbst verdienen? Schwere Fragen, denn Argumente gibt es für beide Seiten. So behaupten Paare, die wirtschaftlich miteinander verschmolzen sind, dass sie auf diese Weise auch emotional enger in Verbindung stehen, da sie sich voll auf den Partner einlassen. Und tatsächlich gehen Beziehungen, die finanziell miteinander verstrickt sind, seltener in die Brüche. Hingegen haben auch moderne Paare, in denen jeder Partner für sich selbst sorgt, sehr gute Argumente auf Ihrer Seite. Sie behaupten, ihre Bindung basiere auf unanhängiger, freiwilliger Basis - und nur so könne man von wahrer Liebe sprechen. Abgesehen davon, würde ein potentieller Streitpunkt aus dem Weg geschaffen, wenn sich jeder selbst versorgt.
Zudem kann es böse ausgehen, wenn man sich finanziell voll und ganz auf den Partner verlässt. Die überdurchschnittliche wirtschaftliche Armut alleinstehender und geschiedener Frauen, die ihren Beruf zugunsten der Familie und der Erziehung der Kinder aufgegeben haben, illustriert dies auf schicksalshafte Weise. Kann oder will der Exmann nicht für den Unterhalt der Exfrau aufkommen, bleiben nur ungelernte und schlechtbezahlte Jobs oder die dürftige finanzielle Unterstützung vom Staat.
Sich vertragen durch Verträge
Geld und Gefühle sind also eng miteinander verflochten. Doch wie gelingt es vor diesem Hintergrund bloss, die Liebe nicht von Geldangelegenheiten beeinflussen zu lassen? Wie so oft scheint es auch hier nur ein patentes Mittel zu geben: Eine ehrliche und gute Kommunikation. Über nichts wird so ungern gesprochen wie über Geld. Doch genau darin liegt der Fehler. Scheuen Sie sich nicht, mit Ihrem Partner über Finanzielles zu reden. Schliesslich sorgt nicht das Geld, sondern die damit verbundenen Gefühle für Unbehagen – und über Gefühle kann und sollte man sprechen. Und zwar frühzeitig. Denn ist erstmal ein Konflikt entstanden, ist der emotionale Klärungsbedarf oft bereits so hoch, dass der objektive Blick für die Regelung finanzieller Fragen fehlt. Durch Absprachen und Einigungen im Vorfeld spart man sich viel Energie und Ärger. Einige Paare regeln ihre finanziellen Angelegenheiten sogar schriftlich. Und zwar nicht, weil sie sich misstrauen, sondern weil sie wissen, dass ein Ehevertrag einen buchstäblich tieferen Sinn hat; nämlich sich zu vertragen!
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