Faire ModeKein Schnäppchen auf Kosten anderer
Jeder hat es im Schrank: Das T-Shirt zum Schnäppchenpreis, bei dem wir gespart und andere draufgezahlt haben. Hinter Billig-Kleidung stecken oft verheerende Arbeitsbedingungen in Dritte-Welt-Ländern. Doch es gibt Orientierungshilfen für Konsumenten, die nur noch faire Mode kaufen wollen.
Volle Einkaufstüten, müde Füsse, aber wir sind glücklich! Shoppen verschafft uns ein Hochgefühl, vor allem wenn wir daran denken was für Schnäppchen wir heute ergattert haben. Das neu errungene Oberteil für gerade einmal 7.90 Franken wird heute Abend ausgeführt. Was wir in unserer Ekstase aber vergessen: Für diesen Preis muss jemand zahlen.
Dass das nicht die grossen Modehäuser sind, liegt nahe. Sie bieten uns Mode zum Billigpreis nicht auf eigene Kosten an, sondern die Rechnung geht zu Lasten der Produktion. Und da die Kleidungsstücke überwiegend aus Textilfabriken in Bangladesch, Indien oder Vietnam stammen, bezahlen die dort beschäftigten Näherinnen mit unwürdigen Arbeitsbedingungen und ausbeuterischen Löhnen für unseren Schnäppchenkauf.
In Indien beträgt der Monatslohn einer Näherin rund 35 Euro. Dafür müssen die Frauen täglich bis zu 14 Stunden arbeiten. In Bangladesch ist er sogar noch niedriger, hier bekommen die Arbeiterinnen nur 20 Euro und diese reichen nicht mal annähernd aus um eine mehrköpfige Familie zu ernähren. Faire Mode sieht anders aus.
Markenprodukte garantieren keine faire Mode
Was also kann tun wenn man unwürdige Produktionsbedingungen nicht länger unterstützen will? Wenn man nun glaubt einfach auf das Shopping-Erlebnis bei Unternehmen, die Kleidung unter fragwürdigen Umständen produzieren, zu verzichten, klingt das einfacher als es ist.
Denn in einem Interview mit der SZ bestätigt die Vorsitzende der Frauenrechtsorganisation Femnet Gisela Burckhardt, dass es für Verbraucher beinahe unmöglich ist herauszufinden, unter welchen Bedingungen produziert wird. Und auch der Preis ist hier keine Orientierungshilfe. Denn «in den Preisen für Markenprodukte stecken viele Kosten für Werbung oder Ladenmieten in Deutschland», sagt die Expertin. Ob 7.90 oder 49.90 Franken für ein Oberteil Ihrer Wahl macht also kaum einen Unterschied.
Der Preis ist somit kein vertrauenswürdiger Indikator – ein Siegel schon eher. Laut Gisela Burckhardt verpflichten sich Unternehmen, die der «Fair Wear Foundation» angehören, zu menschenwürdigen Arbeitsbedingungen, darunter Mammut, Schöffel oder Jack Wolfksin. Auch das «Fair Trade» Siegel ist eine Orientierungshilfe und setzt sich für bessere Arbeits- und Lebensbedingungen von Arbeitern auf Baumwollplantagen ein.
Spätestens seit dem Einsturz eines Komplex mit mehreren Textilfabriken in Bangladesch, der mehr als 1000 Menschenleben forderte, können Verbraucher bei einem Kleidungsstück zum Schnäppchenpreis nicht mehr ignorieren woher dieses kommt. Von einem Boykott rät die Expertin aber ab, da darunter nur die Näherinnen leiden würden und plädiert stattdessen für faire Mode: «Besser ist es, öko-faire Kleidung zu kaufen oder auch Secondhand-Ware und grundsätzlich den eigenen Konsum zu überdenken».
Nachhaltiger Shopping-Tipp: Der belgische Designer und Ex-Creative-Director von Hugo Boss Bruno Pieters bietet auf seinem Mode-Onlineshop Honest by auf vollkommene Transparenz. Jedes Kleidungsstück verfügt über eine Legende, in der akribisch Informationen über Herstellung und Ursprung des Produkts aufgelistet ist. Sogar der entsprechende CO2-Verbrauch je Kleidungsstück wird einem nicht vorenthalten. What you see is what you get!
Ein weiterer Tipp: Setz doch einfach auf Vintage-Fashion! Das ist nicht nur nachhaltig, sondern sorgt auch für einen individuellen Look!
Clean Clothes: Das ABC der Siegel
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Fairtrade Siegel: Das Fairtrade-Siegel will die Lebens- und Arbeitsbedingungen von ArbeiterInnen auf Baumwollplantagen durch faire Preise verbessern. Bislang gibt es das Siegel nur für die Gewinnung des Rohstoffs Baumwolle, weitere Verarbeitungsstufen, wie Spinnereien oder Kleiderproduktion, werden noch nicht überprüft.
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Fair Wear Foundation: Unternehmen, die bei der «Fair Wear Foundation» Mitglied sind, verpflichten sich zu menschenwürdigen Arbeitsbedigungen. Besonders ist, dass nicht das einzelne Produkt, sondern das ganze Unternehmen geprüft wird. 120 Unternehmen sind bereits dabei, darunter hess natur, Jack Wolfskin, Vaude und Schöffel.
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Naturtextil – BEST: Wenn ein Unternehmen dieses Siegel erhält, unterliegt es äusserst strengen ökologischen Richtlinien.
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Naturtextil – GOST: Diese Abkürzung steht für «Global Organic Standard» und unterliegt weniger strengen Richtlinien als das BEST-Siegel. Der Unterschied liegt in der Mindestmenge an zertifizierten Naturfasern.
Weitere Infos unter: femnet-ev.de
Titelbild: Unsplash