AHHH!Warum viele Frauen unnötig unter dem Prämenstruellen Syndrom leiden

Wir sind nicht zickig! Und schon gar nicht grundlos sauer. Aber jede dritte Frau ist in den Tagen vor der Mens besonders gereizt. Das prämenstruelle Syndrom (PMS) wird als psychische und körperliche Belastung leider immer noch oft unterschätzt oder aus Scham totgeschwiegen. Das ist schade, denn inzwischen gibt es gute Behandlungsmöglichkeiten.

Viele Frauen leiden und viele Paare streiten unnötig. Was gegen das prämenstruelle Syndrom hilft.

Es ist nicht so, dass Liza und Stephan nur einmal im Monat streiten würden. Aber etwa alle 30 Tage wird es richtig heftig. Das Herz klopft laut, der Blutdruck steigt und damit eine Wut in Liza auf, die sie nur schwer kontrollieren kann. Warum? Eigentlich aus denselben Gründen, die sie immer nerven.

Wenn Stephan beim Serien gucken immer auf den emanzipierten Frauen rumhackt. Natürlich ist bei Breaking Bad die Ehefrau die böse, nicht der Mann, der Drogen braut. What? Oder weil der Weg des dreckigen Geschirrs in die Spüle wieder viel zu lang war oder weil Stephan sein gesamtes Hab und Gut - Uhr, Brieftasche, Schlüssel, Smartphone, Sonnenbrille.... - auf dem Esstisch deponiert hat. «Ich wollte es gleich wegräumen!», sagt er und Liza schreit.

Aber Lust zu streiten hat sie eigentlich nicht. Meistens ist sie einfach verletzt, dass Stephan diese Kleinigkeiten ihr zuliebe nicht abstellen kann. Und was hat er eigentlich gegen starke Frauen? Fühlt er sich auch von ihr nur rumkommandiert? Liza zieht sich dann meist zurück, legt sich ins Bett und schläft besseren Zeiten entgegen. Die kommen dann auch bald, etwa zwei Tage später, zusammen mit der Mens.

Dann fühlt sich Liza schlagartig besser. Und sie kann ihren Zustand der letzten Tage plötzlich besser einordnen. PMS! PMS ist die Abkürzung für das prämenstruelle Syndrom und keine Seltenheit, denn jede dritte Frau leidet darunter.

Was ist PMS?

Dass es das prämenstruelles Syndrom wirklich gibt und nicht nur eine Ausrede zickiger Frauen ist, ist längst medizinisch anerkannt. Genau wie die typischen Symptome. Betroffene klagen über Beschwerden, die sowohl psychischer, als auch physischer Natur sind.

Die häufigsten PMS-Symptome

  • Spannende Brüste
  • Akne
  • Wassereinlagerungen
  • Übelkeit
  • Müdigkeit
  • Schlaflosigkeit
  • Rückenschmerzen
  • Kopfschmerzen
  • Angstattacken, Reizbarkeit
  • unbegründete Traurigkeit und plötzliche Weinkrämpfe
  • Konzentrationsschwäche
 

Die Intensität der Beschwerden ist dabei von Frau zu Frau verschieden. Wissenschaftliche Studien zeigen, dass jede Frau mindestens unter einem PMS-Symptom leidet. Bei manchen Frauen kann PMS so stark auftreten (bis zu 10 Prozent), dass es Depressionen verursacht. Einige Betroffene fühlen sich nicht mal mehr fähig zur Arbeit zu gehen. In solch schweren Fällen spricht man von einer prämenstruellen dysphorischen Störung («premenstrual dysphoric disorder», PMDD).

Prämenstruelles Syndrom: Vermutete Ursachen

Was die Ursachen für das prämenstruelle Syndrom sind, ist wissenschaftlich noch nicht vollständig aufgeklärt. Definitiv spielt aber der hormonelle Haushalt und dessen zyklische Schwankungen eine wichtige Rolle. Auch können chemische Veränderungen im Gehirn dazu beitragen. Vermutet wird das Lebensgewohnheiten und psychische Dispositionen das PMS zwar nicht verursachen, aber verstärken. Dazu gehören Depressionen,  Vitaminmangel, salziges Essen, übermässiger Alkohol-, Nikotin- und Koffeinkonsum.

Dabei reagiert jede Frau auf die natürlichen Schwankungen anders und manche eben mit einem stark ausgeprägten PMS. Zudem wird vermutet, dass das Alter, der Lebenswandel und die Ernährung ausschlaggebend auf Intensität und Auftreten des prämenstruellen Syndroms sind. Frauen, die über 30 Jahre alt sind und jene, die kurz vor der Menopause stehen, sind übrigens am häufigsten betroffen. Wahrscheinlicher wird ein PMS ebenso mit der Geburt des ersten Kindes und einer Veranlagung zu depressiven Verstimmungen.

Diagnose PMS ernst nehmen!  

Obwohl fast jede Frau gewisse PMS-Symptome kennt und sogar regelmässig durchlebt, wird das prämenstruelle Syndrom oft selbst von den schwer Betroffenen nicht ernst genug genommen. Die «Tage vor den Tagen» gelten als natürliche Qual, die ausgestanden werden muss. Häufig schämen sich betroffene Frauen für ihre Launen und Beschwerden.

Auch Liza traut sich kaum bei Stephan zu entschuldigen, wenn sie merkt, dass es das PMS war, dass sie so überreagieren lassen hat. Es ist ein bedrückendes Gefühl, dass man seine Gefühle nicht immer unter Kontrolle hat und das es gerade vom Partner weggelächelt wird. Denn Stephan weiss durchaus inzwischen, dass so mancher Wutausbruch dem prämenstruellen Syndrom geschuldet ist. Deshalb nimmt er Liza dann oft auch nicht ernst, was es für Liza nur noch schwerer zu ertragen macht.

Auch viele Gynäkologen berichten, dass sich ihre Patientinnen sich mit ihren PMS-Beschwerden nicht einmal ihrem Arzt anvertrauen wollen. Das ist besonders schade, denn inzwischen ist das prämenstruelle Syndrom nicht nur medizinisch anerkannt und erforscht, sondern vor allem auch behandelbar.

Prämenstruelles Syndrom erkennen

Ehe man PMS behandeln kann, muss jedoch durch einen Mediziner festgestellt werden, ob es sich auch wirklich um das prämenstruelle Syndrom handelt oder nicht doch vielleicht eine depressive Verstimmung anderer Natur vorliegt. Auch Patienten mit Panik-Attacken oder dem Müdigkeitssyndrom leiden unter ähnlichen Symptomen.

Damit der Arzt und die Betroffenen den Befund besser einschätzen können, raten viele Experten dazu ein Menstruations- oder PMS-Tagebuch zu führen. Darin wird täglich notiert, wie man sich psychisch und physisch gefühlt hat, welche Auffälligkeiten es gab und wann und wie lange die Regelblutung eingesetzt hat. Bei PMS Betroffenen lässt sich oft schon nach wenigen Monaten ein wiederkehrendes Schema erkennen. Zudem kann es sinnvoll sein, einen Hormoncheck durchzuführen, der Aufschluss auf mögliche PMS Ursachen und Hormonschwankungen gibt. In der zweiten Zyklushälfte wird hierfür eine Blutprobe genommen, um den Progesteronspiegel zu bestimmen.

PMS lindern: Was gegen das prämenstruelle Syndrom hilft

Um die miesen Tage vor den Tagen besser zu überstehen, gibt es zwar kein Pauschalrezept; eine Therapie muss immer individuell auf den Patienten abgestimmt werden. Findet man aber den richtigen Behandlungszugang, bestehen gute Linderungschancen. Dabei müssen es nicht immer gleich Hormontherapien sein.

Veränderung Lebensgewohnheiten

Bei einigen Frauen kann eine Umstellung der Lebensgewohnheiten bereits grosse Erfolge bringen. Regelmässiger Sport (vor allem im Freien), eine ausgewogenere, vitaminreiche Ernährung (achte auf geminderten Salzkonsum, um Wassereinlagerungen und damit Brustspannen zu unterbinden) und das Erlernen und Anwenden von Entspannungstechniken (z.B. Yoga, bewusstes Atmen) sind Massnahmen, die von allen PMS Betroffenen zur Linderung der Symptome ausprobiert werden sollten.

Behandlung mit Medikamenten: Pille gegen PMS?

Oft wird von Medizinern geraten, die Anti-Baby-Pille zur Linderung von PMS einzunehmen. Grund hierfür ist die hormonelle Stabilität, die sich durch die Einnahme der Pille einstellt. Verabreicht werden bestimmte Hormone, die den Eisprung und damit den natürlichen Menstruationszyklus unterdrücken. Zyklische Schwankungen werden also aufgehoben und der Hormonlevel stabilisiert, so dass es tatsächlich oft zu einer deutlichen Linderung der PMS-Symptome kommt. Inzwischen gibt es auch Pillen, die niedrig dosiert sind und nur wenige Nebenwirkungen aufweisen. In jedem Fall sollte man die Einnahme der Pille gegen PMS Symptome aber gründlich mit seinem Arzt besprechen.

Weitere hilfreiche Medikamente sind beispielsweise Ibuprofen und Aspirin.

Alternative Heilmittel: Vitamine und Mönchspfeffer

Auch die gezielte Einnahme bestimmter Vitamine und Nahrungsergänzungsmittel wird oft zur Behandlung von PMS geraten. Positiv auf die psychische Stabilität wirken dabei vor allem Folsäure, Vitamin B6 sowie Vitamin D. Letztes wird im Körper übrigens vor allem durch die Einwirkung von Sonnenlicht verstoffwechselt. Daher wird nicht nur bei PMS, sondern generell bei trüber Stimmung geraten, sich so oft es geht im Freien zu bewegen. Überdies gelten Magnesium, Calcium, Omega 3-Fettsäuren und im Speziellen Mönchpfeffer als Stimmungsaufheller der milden Art – und sind damit in jedem Fall einen Versuch zur Linderung des PMS wert.

Antidepressiva gegen PMS

Tatsächlich gibt es besonders schwere Fälle des prämenstruellen Syndroms, in denen Ärzte zu einer Einnahme stimmungsaufhellender Medikamente raten. Solche Antidepressiva sind jedoch immer nur als äusserste Massnahme anzusehen und auch nur über eine gewisse Dauer, oft nicht länger als sechs Monate, einzunehmen. Anschliessend treten die Beschwerden häufig wieder in gewohntem Mass auf. Eine dauerhafte Besserung ist also nur durch eine gründliche Ursachenforschung und eine entsprechend abgestimmte Therapie möglich.

Den Zyklus kennenlernen

Auch deshalb legen Mediziner und Experten so viel Wert auf ein PMS-Tagebuch. Es gibt nicht nur einen deutlichen Aufschluss auf den Verlauf des Phänomens und damit auf mögliche Auslöser, sondern hilft den Betroffenen oft schon durch blosse Existenz. Denn wer einen genauen Kalender über seine prämenstruellen Beschwerden führt, wird von den Symptomen nicht überrascht, sondern kann sich darauf einstellen und diese besser einordnen. Schon dieser Umstand macht PMS Betroffenen den Umgang oft leichter.

Bild: iStock

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