Schön gelogen!5 Kosmetik-Inhaltsstoffe, die wir uns sparen können
Kaviar, Gold und Diamanten tönen schön, aber können sie unsere Haut wirklich schöner machen? Wir sind den leeren Versprechen in vollen Tiegeln auf den Grund gegangen und erklären, welche Inhaltsstoffe in deiner Kosmetik nicht nur wirkungslos sind, sondern der Haut sogar schaden können.
Nirgends wird so gelogen, wie in der Beautyindustrie
Das sagt nicht etwa der K-Tipp oder Stiftung Warentest, sondern die «Schminkerin der Nation», Bea Petri. Und nicht, weil sie ihren Visagistinnen-Beruf an den Nagel hängen und alle ihre Kosmetiksalons schliessen will, sondern weil sie sich wünscht, dass wir für unser Geld für ehrliche Beautyversprechen ausgeben.
Denn Kosmetikprodukte können viel. Sie können sich toll auf der Haut anfühlen oder wundervoll duften oder eine echte Verbesserung für unser Hautbild erreichen. Sie können unsere Haut zum Beispiel weicher, glatter und frischer und unsere Haare glänzender und voller aussehen lassen. Aber: sie können nicht zaubern.
Linktipp: Beautypedia
Paula Begoun ist Autorin des Bestsellers «Don't go to the Cosmetics Counter without me» und Gründerin des Kosmetikprodukte-Lexikons Beautypedia. Die Amerikanerin bewertet darin Kosmetikprodukte, anhand der bewiesenen Wirkung ihrer Inhaltsstoffe und klärt über deren Wirksamkeit und über falsche Versprechungen der Kosmetikindustrie auf.
Oder gibt es unter all den tausenden Anti-Aging-Produkten eines, das tatsächlich Falten verschwinden lassen kann? «Es gibt Inhaltsstoffe, die helfen, die Struktur der Hautzellen zu verbessern oder sie vor Umweltschäden zu schützen. Aber die Versprechungen der Kosmetikindustrie, das Altern aufhalten zu können, sind reine Behauptungen.», sagt die amerikanische Beauty-Expertin Paula Begoun in der FAZ.
Luxuriöse Inhaltsstoffe wie Gold, Kaviar und Diamanten geben uns beispielsweise das Gefühl, besonders viel in unsere Hautpflege zu investieren. Unabhängige Studie, die die Wirksamkeit der Inhaltsstoffe bestätigen, gibt es aber nicht. Übrigens auch nicht, dass Mineralöle, Parabene oder Silikone schlecht für die Haut sind. Oft sind natürliche Inhaltsstoffe sogar schädlicher als chemische, sie tönen nur besser.
Zeit, dass wir unser Geld für Beautyprodukte und Kosmetik-Inhaltstoffe ausgeben, die nicht nur viel versprechen, sondern ihr Geld auch wirklich wert sind.
Diese 5 Inhaltstoffe in deiner Kosmetik kannst du dir getrost sparen:
Beautykater: Alkohol in Hautpflegeprodukten
1 Gesichtswasser, Deo oder Sonnencreme: Dreh mal ein paar deiner Kosmetikprodukte um und du wirst staunen, in wie vielen Alkohol als Inhaltsstoff ziemlich weit vorne auftaucht (Inhaltsstoffe müssen nach der enthaltenen Menge aufgelistet werden). Das hat auch seinen Grund: Denn Alkohol wird in der Kosmetikindustrie vor allem wegen seiner konservierenden, desinfizierenden und entzündungshemmenden Eigenschaften geschätzt. Das sagt aber noch nichts darüber aus, ob Alkohol der Haut auch insgesamt gut tut.
Tatsächlich kann Alkohol die Haut in bestimmte Mengen und Sorten reizen, austrocknen und ihre Schutzbarriere zerstören. Obwohl bei Akneprodukten beliebt, kann Alkohol auch die Sebum-Produktion steigern und Akne verschlimmern. Auch altert die Haut schneller, weil Alkohol das Sebum von der Hautoberfläche löst, das es weich und geschmeidig hält. Deshalb legen Beautyexperten, wie die Dermatologin Dr. Jetske Ultee, Beautyprodukte, die Alkohol schon am Anfang ihrer Inhaltstoffe aufführen, ohne zögern sofort wieder zurück ins Regal.
Alkoholbezeichnungen, die in hohen Konzentrationen schädlich sind
- Ethanol
- Alcohol
- Alcohol denat.
- Ethyl Alcohol
- Methanol
- Isopropyl Alcohol
- SD Alcohol
- Benzyl Alcohol
Alkohol ist aber auch in der Kosmetikchemie sehr beliebt, weil es bestimmte Wirkstoffe auflösen kann. Dann ist es meist in unbedenklichen Dosen enthalten und am Ende der Ingredenzienliste enthalten.
Es gibt aber auch Alkoholsorten, die unsere Haut nicht irritieren. Das sind die sogenannten Fettalkohole, die die Haut nicht austrocknen. Zu diesen zählen: cetyl alcohol, ceteary alcohol, myristyl alcohol and behenyl alcohol.
Kluge Alternative
Wer unter Hautunreinheiten leidet und Alkohol wegen seiner entzündungshemmenden Eigenschaften schätzt, sollte auf Salicylsäure (zum Beispiel in BHA-Peelings) greifen. Diese sind nicht nur effektiver, sondern auch sanft zur Haut.
Unnötige Schaumschläger: Tenside
2 Hübsch sieht es ja aus, wenn sich die Badewanne in eine turmhohe Schaumburg verwandelt. Und auch der Haarwäsche verleiht der fluffige Schaum ein gutes Gefühl. Je mehr es schäumt, desto besser wäscht es, denkt man jedenfalls. Fakt ist zwar, dass die für den Schaum verantwortlichen Tenside eine reinigende Wirkung haben. Indem sie Schmutz und Fett aus der Haut lösen, wirken sie aber oft auch entfettend und damit reizend und austrocknend auf die Haut. Ganz ohne diese waschaktiven Substanzen kommen zwar nur wenige Shampoos oder Reinigungsprodukte aus, jedoch sollten aufmerksame Konsumenten auf die Dosierung und Aggressivität der enthaltenen Tenside achten. Denn je geringer der Anteil an Tensiden ist, desto weniger schäumt es zwar, doch desto milder ist es. Und keine Sorge: Auf die Reinigungswirkung hat der Gehalt an Tensiden keinerlei Auswirkungen. Sauber wird Haut und Haar auch ohne Schaum.
Woran du schädliche Tenside erkennst
Sie stehen meist als Sodium lauryl oder TEA-Lauryl Sulfate auf der Ingredenzienliste. Die schärfsten Tenside sind in der Regel Sulfate. Weitere Bezeichnungen agressive Tenside sind: Ammonium Lauryl Sulfate, Sodium Laureth Sulfate, Sodium Lauryl Sulfate, Sodium Lauryl Sulfoacetate und Sodium Myreth Sulfate.
Es gibt auch milde Tenside, sogenannte Glocoside. Diese gelten als unbedenklich.
Kluge Alternative
Milde Reinigungsprodukte, die die Haut nicht austrocken nutzen! Einige Kosmetik-Hersteller haben den Trend erkannt und schreiben bereits «ohne Sulfate» auf die Shampoo-Flasche.
Lies auch: Ist Shampoo ohne Silikon wirklich besser?
Gar nicht so dufte! Parfumstoffe
3 Parfümierte Cremes, Shampoos und Co führen den Konsumenten buchstäblich an der Nase herum. Mit ihren süssen Aromen und betörenden Düften kitzeln sie nämlich das limbische System, welches tief in der Nase sitzt, Aromen zum Gehirn weiterleitet und hier in Emotionen umwandelt. Süsse Aromen wirken nachweislich beruhigend, frische Zitrusdüfte belebend und saubere Nuancen, wie z.B. Lilien oder Maiglöckchen, erzeugen das Gefühl von Geborgenheit.
Derart betört, bewerten wir die Qualität von Kosmetikprodukten mit Duftstoffen unbewusst höher. Und das obwohl unsere Haut eine ganz andere Meinung zu Parfüm und Duftstoffen hat. Vor allem sensible Hauttypen reagieren auf die duften Zusätze gereizt. Auch für Trockenheit und Juckreiz können künstliche Aromen verantwortlich sein. Kosmetik, die frei von Parfüm und Duftstoffen ist, kitzelt vielleicht nicht die Nase, streichelt dafür aber sanft die Haut.
Schädliche Inhaltstoffe aus der Natur?
4 Es ist leider ein Märchen, das Naturkosmetik immer so viel besser und sanfter zur Haut ist als chemisch hergestellte Kosmetik. Auch hier kommt es auf die Inhaltsstoffe an. Von Pflanzenstoffen weiss man, dass sie zu den häufigsten Stoffen gehören, die eine Kontaktallergie auslösen. Das heisst die Haut reagiert sofort gereizt, sobald sie mit dem Stoff in Berührung kommt.
Besonders häufig für Kontaktallergien verantwortlich:
Teebaumöl, Arnika, Kamille, Menthol, Zitrusöle, Eukalyptusöl, Zaubernuss, Lavendelöl und Pfefferminzöl. Übrigens sollen Zitrusöle auch das Entstehen von Pigmentflecken begünstigen.
Klingt nobler als sein Nutzen: Gold & Edelsteine
5 Wenn zermahlene Edelsteine oder pures Gold als Kosmetikinhaltsstoff eingesetzt werden, verheisst das puren Luxus. Die Idee dahinter tönt nicht weniger verheissungsvoll. Gold und Edelsteine sind mehrere tausend Jahre alt und haben die Entwicklung der Erde bis heute begleitet. Den werblichen Versprechen zu Folge bündeln sie daher auch die Energie der Evolution in sich und geben diesen als Frischekick an die Haut weiter. Doch wie genau das funktionieren soll, ist weder erklärt noch bewiesen. Es existieren weder Studien noch Forschungen, die die Schönheitswirkung der edlen Metalle als guter Wirkstoff in Kosmetik bestätigen. Allen Kritikern zum Trotz, konnte bisher aber auch keine negative Wirkung der Edelmetalle und Edelsteine auf die Haut nachgewiesen werden.
Kluge Alternative
Wer es mit Edelstein-Kosmetika versuchen möchte, testet am besten zunächst die günstigen Produkte aus der Drogerie. Sofern die Wirkung überzeugt, kann man noch immer auf die teuren Konkurrenzprodukte sparen oder gleich auf Anti-Aging-Wirkstoffe mit bewiesener Wirksamkeit setzen: Dazu zählen beispielsweise Hyaluronsäure-Cremes, Retinol-Produkte und BHA- und AHA-Peelings.
Titelbild: iStock