Social Closeness? Bei dieser Schweizer Dating-App trifft man sich, bevor man chattet

Stell dir vor, du siehst eine attraktive Person und fragst dich, ob sie dich auch bemerkt. Eine App soll dir nun die Antwort liefern: Hidelike zeigt Personen in Sichtweite – genauer gesagt, im Umkreis von 50 Metern. Mag man eine Person, kann man per App einen Like vergeben. Liked die Person zurück, entsteht ein Match. Die App dient also lediglich als Eisbrecher. Kann das unsere Art zu daten revolutionieren? Redaktorin Jenny hat die App getestet.

Frau und Mann unterhalten sich.
Frau und Mann unterhalten sich. © Rawpixel, Getty Images

Daten kann schon ganz schön anstrengend sein – vor allem, wenn alles online beginnt. Da hat man sich wochenlang unterhalten, endlich steht das erste Date an. Und dann wirkt die Person offline plötzlich ganz anders. Ein gängiges Problem bei Dating-Apps, dem ein Schweizer nun ein Ende setzt. Louis Maag aus Winterthur entwickelte eine App, bei der man sich erst sieht und dann miteinander schreibt: Hidelike.

I saw it, i liked it

Man stellt sich folgende Situation vor: Da sitzt im Café eine attraktive Person, die man gerne ansprechen würde, aber man traut sich ja doch nicht. Eventuell ist dieser Mensch gar nicht Single, vielleicht bringe ich die Person in eine unangenehme Situation, wenn ich nach der Nummer frage... Hier setzt Hidelike ein: Auf der App werden nämlich nur Personen im Umkreis von 50 Metern gezeigt. Taucht ein neuer User in real life auf, erscheint er auch im Radius auf der App. So können User ganz diskret einen Like abgeben und nur wenn die andere Person den Kontakt zulässt, kann man mit der erwählten Person schreiben. Entfernt sich die Person aus dem Radius, kann nicht mehr geliked werden.

Klingt ein bisschen nach einer futuristischen Folge von Black Mirror, ist aber eine ziemlich coole Idee. Könnte das die Lösung gegen schlechte Anmachsprüche und ungewollte Aufdringlichkeit sein?

Hidelike im Test

Mein Profil auf Hidelike ist ganz schnell erstellt. Erstes grosses Plus: Es gibt keine Werbung. Ich habe die Wahl, ob ich ein Foto uploade oder einen Avatar und kann eine kurze Beschreibung hinzufügen. Dann wird auch schon mein Radar angezeigt. Erst einmal sieht es ziemlich leer auf dem Radar aus, was aber vermutlich daran liegt, dass ich auf dem Agglo lebe. Nachdem ich einkaufen gegangen bin, öffne ich die App wieder und siehe da: Jemand taucht auf meinem Radar auf. Ich vergebe einen Like und wir haben einen Match. I couldn't help but wonder: Hat dieser Typ mich beim Einkaufen gesehen und sich nicht getraut, mich anzusprechen?

In einer Welt, in der Dating zunächst online stattfindet und aus swipen und liken besteht, bringt eine App wie Hidelike vielleicht ein bisschen Romantik zurück ins 21. Jahrhundert. Natürlich kann man auch wild alle Profile in der Nähe liken, ohne die Person getroffen zu haben. Aber die Idee von Hidelike ist eine andere.

Ich möchte das risikofreie Matching-Verfahren von bekannten Dating-Apps im echten Leben möglich machen.

Ich habe Louis Maag gefragt, warum er die App entwickelt hat. Grund dafür sei die steigende Hemmschwelle, fremde Personen spontan anzusprechen. «Genau solche Begegnungen haben das grösste Potenzial zum Kennenlernen, weil man die ganze Vielfalt der persönlichen Erscheinung über subtile Signale aus Gestik, Mimik oder Blickkontakt wahrnehmen kann», erklärt der Winterthurer. «Dagegen scheint das Swipen durch künstlich beschönigte Bilder eine völlig ungeeignete Methode für das Kennenlernen zu sein. Ich möchte das risikofreie Matching-Verfahren von bekannten Dating-Apps im echten Leben möglich machen.» Hidelike gibt es kostenlos im Appstore für Android und IOS.

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