Düstere AussichtenDer Beauty-Trend Dark Circle steht für Body Positivity

Dunkle Schatten unter den Augen? Lass den Concealer stecken, der natürliche Look ist Trend. Redakteurin Jenny verrät, was es mit dem neuen Ideal auf sich hat und wieso das ganz im Sinne der Body Positivity ist.

Vermeintlich unperfekt: Augenringe im Trend

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in neuer Trend macht die Runde und ich sehe ihn überall auf Instagram und TikTok: Augenringe. Den Concealer einfach mal weglassen, oder vielleicht sogar zusätzlich mit einem Lippenstift nachhelfen – es erinnert ein wenig an Grunge aus den 90ern. Verwunderlich ist es nicht, dass der effortless Beauty-Look zurückkommt – er passt gerade gut in die Zeit: wir sind müde und bekommen nicht genug Sauerstoff (Pandemic Fatigue is a thing!). 

Die Dark-Circles spalten jedoch die Community: Die einen feiern es, dass etwas zum Schönheitsideal wird, was jahrelang versteckt wurde. Schliesslich werden dadurch Körpereigenschaften normalisiert. Die anderen sehen es kritisch: Wie kann etwas so banales, das noch dazu jahrelang überschminkt wurde, jetzt zum Trend werden? Dabei profitiert die Beauty-Industrie nicht mal davon.

@sarathefreeelf
♬ GREEK TRAGEDY REMIX - Laura🍒

Klar, viele regen sich darüber auf, finden den Trend merkwürdig und verstehen ihn nicht. Wozu Fake-Augenringe? Das kann man aber letztlich bei allem fragen. Warum Sommersprossen? Weshalb lockige Haare? Man muss eben nicht alles mitmachen und schön finden, Beauty-Trends sind dafür viel zu kurzlebig.

Besonders in unseren Teenie-Jahren struggeln wir mit unserem Äusseren, weil sich alles verändert. Deshalb greifen wir zu Abdeckstiften, versuchen die erste Diät und entwickeln Unsicherheiten, in Bezug auf den Körper. Das kann langfristige Folgen haben. 

Heute so, morgen anders

Was habe ich nicht alles versucht um schön zu sein: Ich hab mein Gesicht mit einer dicken Schicht Foundation zugekleistert und sie danach hell gepudert, bis man meine Sommersprossen nicht mehr sah und meine Haut wirkte, wie ein Porzellanteller (der den Hautton meines Dekolletés nicht matchte). Mit dreizehn hab ich die Haare unter meinen Achseln mit einer Pinzette rausgezupft (Aua!), weil rasieren nicht ausreichte und ich meine Arme beim Tanzen schön in die Luft heben musste. Mit breitem, unsicheren Grinsen stand ich dann auf der Bühne, während meine Augen das Publikum danach absuchten, ob jemandem die dunklen Stoppel auffielen. Dann doch lieber rot und entzündet. Heute lach ich, wenn ich daran denke. Surprise, surprise, viele Frauen haben Körperhaare.

Ich bin mir sicher, euch fallen noch tausend weitere kurzlebige Trends ein, die ihr mitgemacht oder im Nachhinein Gott sei Dank nicht mitgemacht habt. Wenn mir jemand gesagt hätte, dass meine buschigen Augenbrauen in ein paar Jahren modern sind, hätte ich ihm vermutlich auch nicht geglaubt – bin aber froh, sie trotzdem nicht weggezupft zu haben. Das heisst nicht, dass mir mein Äusseres heute egal wäre oder ich jeden Pickel zelebriere. Aber manche Unperfektheiten feiere ich mittlerweile. Und manche Dinge stören mich, sind den Aufwand oder das Geld aber einfach nicht wert.

Nicer Trend oder Schrott?

Ich bin gespannt, wie die Beauty-Industrie auf die Augenringe reagiert und ob es vielleicht bald den perfekten Dark-Circle-Stick gibt. Oder vielleicht machen wir nächtelang durch, um den Natural-Beauty-Look hinzubekommen. Ich persönlich finde den Trend nicht schlecht. Wenn sich andere Personen damit wohler fühlen und Augenringe nichts sind, wofür man sich schämt, dann ist damit schon etwas Gutes getan.

Was wir schön finden ist so individuell wie unser Körper selbst. Wenn jemand ein Problem mit seinem Äusseren hat, dann hat diese Person jedes Recht das zu ändern. Schmale Lippen dürfen aufgespritzt werden und Augenringe dürfen eben aufgemalt werden. Beauty Trends dürfen befolgt werden: You do you, aber tu es für dich und weil du es schön findest. Und zu dem Rest der Trends sagen wir: Thank you, next!

Titelbild: Oğuz Yağız Kara Unsplash

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