INNERE SCHWEINEHUND... und wie daraus ein Schweinehündchen wird

Was du heute kannst besorgen, das verschiebe gern auf morgen? Wir alle leiden unter Prokastination! Doch der unliebsame innere Schweinehund ist nicht unschlagbar. Im Buch «Zähme dein Mammut – Endlich Schluss mit der Aufschieberitis», zeigt Wendy Jago wie wir ihm den Kampf ansagen.

Innerer Schweinehund: Schluss mit der Aufschieberitis

«Schluss mit Aufschieberitis» - schon alleine der Titel dieses Buches lässt mich schuldbewusst an meine verstaubten Joggingschuhe und den seit Wochen (!) unaufgeräumten Kleiderschrank denken. Denn zu meinem eigenen Leidwesen bin ich Meisterin im Verschieben und Hinauszögern von lästigen Aufgaben. Tatsächlich schaffte ich es sogar, geschlagene drei Anläufe zu brauchen, bis ich das Buch gelesen und diesen Artikel geschrieben hatte – ich habe die Aufschieberitis im wahrsten Sinne des Wortes aufgeschoben.

Daher ist dieses Buch eigentlich genau das Richtige für mich und nachdem ich mich endlich zum Lesen durchgerungen habe, tröstete es mich schon auf den ersten Seiten: Denn Aufschieberitis (auch bekannt als Prokrastination) ist heilbar! Zumindest laut der Autorin und englischen Psychotherapeutin Wendy Jago. Denn für sie sind diese aufgeschobenen Aufgaben sogenannte «Mammuts des Alltags». Pelzige Relikte aus der Steinzeit, die zu erdrückenden Herausforderungen im Leben mutieren. Doch diese Mammuts lassen sich zähmen und in kleine Happen (Koteletts oder Braten) unterteilt bewältigen. Mit ihrem Buch «Zähme dein Mammut – Endlich Schluss mit der Aufschieberitis», will sie mich zu einer wahren Mammut-Dompteurin anleiten und mir helfen, meinen inneren Schweinehund zu überlisten. Also los!

Unser treuer Freund (?) und Begleiter: Das Mammut

Es gibt verschiedene Arten von Mammuts und sie sind in allen Lebenslagen anzutreffen: Als unerledigte Pflichten und Aufgaben, unerfüllte Wünsche oder unerreichte Ziele – jeder hat sein ganz persönliches Mammut. Was der eine vielleicht als Last empfindet, ist für den anderen ein Klacks. Davon soll man sich aber nicht entmutigen lassen, sondern sein eigenes Mammut akzeptieren, meint Jago. (Das heisst für mich: Alle joggingbegeisterten Bekannten ausblenden). Und versuchen zu ergründen, warum besagte Aufgabe ein Mammut ist. Denn laut der Autorin, wird das Zähmen umso leichter, je mehr wir über unser persönliches Mammut wissen. Ich soll also ein möglichst genaues Porträt meines Mammuts kreieren.

Mammut Steckbrief

  • Ist Ihr Mammut eine Aufgabe, die bereits existiert und nur vervollständigt werden muss? Oder etwas, das Sie neu beginnen müssten?
  • Hat Ihr Mammut mit der Vergangenheit, Gegenwart oder Zukunft zu tun?
  • Ist Ihr Mammut einfach oder komplex?
  • Geht es bei Ihrem Mammut um praktische oder emotionale Dinge?
  • Hat Ihr Mammut nur mit einem Bereich Ihres Lebens zu tun oder betrifft es mehrere?
  • Inwieweit beeinträchtigt Ihr Mammut die Fähigkeit Ihr Leben zu gestalten und zu geniessen?

Vor allem der letzte Punkt bringt meine Gedanken ins Rollen: Wenn ich nicht Joggen gehe, wird mein Winterspeck nie von alleine dahin schmelzen, meine Lieblingshotpants werden mir nicht mehr passen und in meinem Traumurlaub in Portugal werde ich in einem Einteiler rumrennen müssen. Plötzlich verspüre ich grosse Motivation meine Joggingschuhe zu entstauben – nur wie?

Warum füttern wir den inneren Schweinehund?

Was auch immer mich bisher vom Zähmen meines Mammuts abhielt – die Autorin vermutet Bequemlichkeit, Gewohnheit oder das Warten auf den «geeigneten Gemütszustand», wobei ich mich durchaus angesprochen fühle –, es muss aufgespürt und aus dem Weg geräumt werden. Dann erst kann man mit dem eigentlichen Dressieren beginnen. Dafür braucht man jedoch eine geeignete, individuelle Strategie. Hier wird offensichtlich, dass ich dringend einen neuen Plan brauche, da sich der alte kaum bewährt hat. Die Methode von Wendy Jago ist eigentlich ganz simpel: Man zerteilt das Mammut-Problem in bewältigbare Häppchen, die man dann nach und nach abarbeitet.

Checkliste für Mammut-Flüsterer

  • Finden Sie Ihre persönliche Häppchengrösse: Wie viel erledigen Sie am liebsten an einem Stück?
  • In welchen Zeitspannen arbeiten Sie? Sind Sie ein Langstrecken-, ein Mittlerstreckenläufer oder eher ein Sprinter?
  • Nutzen Sie die Macht der Vorstellungskraft! Malen Sie sich genau aus, was Sie am Ende erreichen wollen.
  • Rollen Sie Ihr Vorhaben von hinten auf – was wollen Sie am Schluss und wie kommen Sie dahin?
  • Keep it simple – weniger ist mehr! Bereits eine kleine Veränderung kann viel auslösen!
  • Durchbrechen Sie Muster! Man kann nur dann etwas ändern, wenn man etwas anders macht.
  • Wiederholungen machen aus Veränderungen Gewohnheiten.
  • Fangen Sie noch heute an!
  • Selbst wenn etwas nicht funktioniert, hilft Ihnen das dennoch auf Ihrer Suche nach einer besseren Strategie.
  • «Seien Sie erfinderisch, seien Sie komisch, seien Sie ausgefallen» fordert Jago und nennt als Beispiel einen Hammer im Kühlschrank, der einem vom Naschen abhalten soll.

Ich stelle mir mich also mit vom Joggen durchtrainierten Beinen am Strand von Portugal vor und möchte am liebsten losrennen. Doch gleichzeitig habe ich Zweifel: Werde ich das durchziehen? Kann ich wirklich aus meiner Haut?

Manche Dompteure stehen sich selber im Weg

Auch diese Unsicherheiten sieht Wendy Jago voraus. Das Wichtigste sei aber, nicht zu streng mit sich selbst zu sein und sich für Veränderungen zu loben – das steigere die Motivation und das Selbstwertgefühl. Denn wir alle tendierten dazu, unser Selbstwertgefühl von unseren Verhaltensmustern abhängig zu machen. Dabei seien Gewohnheiten nicht das, was uns ausmacht – wir könnten uns jederzeit Neue zulegen. Sie sind was wir haben, und nicht was wir sind.

Zurück auf Anfang. Bin ich Meisterin im Aufschieben? Das Buch lehrt mich, dass dem nicht so ist und ich sehr wohl aus meiner Haut kann! Stattdessen kann ich nun getrost sagen: Ich habe die Angewohnheit Unangenehmes auf unbestimmte Zeit zu verschieben. Diese ist wiederum etwas, das ich ablegen und stattdessen mit Disziplin, Durchhaltewillen oder Ordnungssinn ersetzen kann. Das ist ein tolles Gefühl! Kleiderschrank, ich jogge zu dir!

Innerer Schweinehund: Schluss mit der Aufschieberitis

«Zähme dein Mammut» von Wendy Jago

Wendy Jago ist eine coachende Psychotherapeutin aus England. In ihrem Buch «Zähme dein Mammut – Endlich Schluss mit der Aufschieberitis» geht sie auf die Jagd nach unseren Mammuts und zeigt uns Step by Step, wie wir zu regelrechten Mammut-Dompteuren werden und die Aufschieberitis besiegen können.

Text: Naomi Stocker

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