Future NostalgiaY2K: Die Rückkehr der 00er-Jahre

Denken wir an die Trends zu Beginn des 21. Jahrhunderts, kommen uns Juicy Couture und Strasssteine im Überfluss in den Sinn. Wie kommt es, dass der für lange Zeit mit abschätzigem Blick betrachtete Kleidungsstil der 00er-Jahre nun zurückkehrt? Redaktorin Laura lässt uns an ihren Vermutungen teilhaben. 

2000er wieder im Trend: Wieso sich die Mode der 00er-Jahre immer wiederholt

Bis vor kurzem haben wir es möglichst vermieden, an unseren Modegeschmack der 00er-Jahre zu denken. Zu Erinnerung: Wir kombinierten unsere verwaschenen Bootcut-Jeans, die gefährlich tief an unseren Hüften hingen und nur durch einen glitzernden Gürtel festgehalten wurden, mit grellen und möglichst kurzen Crop-Tops, auf denen kitschige Motive wie Schmetterlinge oder Herzchen prangten.

Oder wir schlüpften in einen samtenen Jogginganzug von Juicy Couture und paarten diesen mit klobigen Sneakern. Damals konnten wir uns nicht vorstellen, dass die Mode sich je über dieses It-Pieces hinaus entwickeln würde.

Bilder unserer schlimmsten Outfits – man denke an Karo-Röckchen über Jeans oder die Kombination von schwarzer Weste über weissem Tank-Top – haben wir gut versteckt und wir holen sie höchstens noch zur eigenen Belustigung hervor. 

Aktuell sehen wir jedoch immer mehr Kleidungsstücke und Accessoires aus dieser Zeit zurück ins Trendbewusstsein rutschen. Um diesem zurückkehrenden Trend auf den Zahn zu fühlen, müssen wir uns an das Gefühl erinnern, welches uns anfangs der 00er-Jahre begleitete.

Denn zu Beginn des 21. Jahrhunderts herrschte in unserer Gesellschaft eine Euphorie, welche auch auf die Modewelt überschwappte. Eine Euphorie, die uns auf eine bessere Zukunft hoffen liess, in der die Technologie und Digitalisierung uns als Menschheit immer mehr möglich machen würde.

Doch Katastrophen wie 9/11, der Tsunami im Indischen Ozean oder die Finanz- und Wirtschaftskrise 2007 wandelten dieses Hochgefühl immer mehr in Resignation um. Das Weltgeschehen und die damit einhergehende Grundstimmung der Menschen wirkte sich auf die Mode aus.

Bedeckte Farben und minimalistische Designs wurden zum Standard. Die Welt musste nüchtern betrachtet werden, und wir kleideten uns dementsprechend. Bonbonfarbene Kleidungsstücke mit Glitzersteinen passen eben nicht zu den Ernüchterungen des mit grossen Erwartungen herbeigesehnten 21. Jahrhunderts.

Unterdessen liegen auch die 10er-Jahre hinter uns und wir können festhalten: Es wird nicht leichter. Soziale Umbrüche lassen veraltete Systeme in ihren Grundfestungen zittern und stellen uns alle vor notwendige, aber auch überwältigende Veränderungen.

Eine unabwendbare Klimakrise steht auf unserer Türschwelle und eine Pandemie, die unser aller Lebensrealität umkrempelt, stellt viele Zukunftsvorstellungen in Frage. In Anbetracht dessen fühlt sich die Welt oft schwer und Optimismus fast falsch an. Nach einem erwartungsvollen Auftakt ins neue Jahrzehnt regiert 20 Jahre später ein anderes Grundgefühl: Unsicherheit.

Auch die Modewelt hat dies erkannt. Doch anstatt noch kühlere und gefasstere Entwürfe auf den Laufstegen zu präsentieren, sehen wir plötzlich wieder ein Aufkommen von altbekannten Klassikern aus den modischen Glory Days der 00er-Jahre, die alles andere als nüchtern sind.

So erobern unterdessen die ikonische Saddel-Bag von Dior und Guccis Boat Pochettes ihren Weg zurück ins Bewusstsein und in unsere Herzen. Im Zuge dessen werden kleine Schultertäschchen wieder zu unseren liebsten Begleitern. Unsere Hosen werden ausserdem immer weiter und unsere Oberteile immer kürzer.

Unsere Haare werden von unzähligen kleinen Spangen aus dem Gesicht gehalten und unsere Fingerringe kommen in verspielten Formen und Pastellfarben daher. In all dem schwingt eine gewisse Unbefangenheit mit, die uns gerade recht kommt.

Woran der 00er-Trend liegt, kann und soll hier nicht endgültig bestimmt werden. Ein Grund könnte jedoch sein, dass sich in der Modewelt alles in einem 20-Jahre-Rhythmus wiederholt, so dass die aktuellen Trends schlicht eine logische Konsequenz sind.

Ein weiterer möglicher Grund ist, dass der eher verspielte und leichte Zugang zur Mode aus dieser Zeit für uns alle eine willkommene Abwechslung zum globalen Chaos mitbringt. Jene Generationen, die all diese Fashion-Trends nun zum zweiten Mal sieht, kann sich nostalgischen Gefühlen hingeben und die Vergangenheit romantisieren.

Für die jüngere Generation, welche diese Trends noch nicht miterlebt hat, bieten diese eine Chance, sich neu auszuprobieren. Dabei betrachten sie die Ästhetik der 00er-Jahre mit einem frischen Blick, was zu spannenden Neuinterpretation altbekannter It-Pieces führen kann.

Mode ist zyklisch, so viel steht fest. Fast alles was einmal Trend war, kommt wieder. Wann und wie es zurückkommt, das wird durch das Weltgeschehen wie auch durch jüngere Generationen massgeblich beeinflusst. Das Schöne daran ist, dass es nie in der exakt gleichen Art und Weise zurückkommt, sondern sich mit jeder Wiederholung ein wenig weiterentwickelt und uns gleichzeitig an die «guten alten Zeiten» erinnert, die aus der Retrospektive immer noch viel schöner sind.

In der Verspieltheit der wiederauflebenden Trends schwingt ausserdem eine Hoffnung mit, die uns, trotz den globalen Missständen, mit einer Portion Hoffnung und einer Prise notwendiger Naivität in die Zukunft blicken lässt.

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Titelbild: Pexels

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